Ob Schüler*innen eine Ausbildung in der Pflege beginnen hängt von vielen Faktoren ab, darunter neben persönlichen Interessen und Einflüssen aus dem privatem Umfeld auch von der Vorstellung, die sie sich von der Entlohnung in der Pflege machen.

Häufig unterschätzen Schüler*innen jedoch die Löhne in der Pflege ­– und ergreifen daher seltener den Pflegeberuf.

Nach unserer Einschätzung ließe sich dies durch tatsächlich höhere Löhne, bessere Information von Schüler*innen und eine Veränderung des gesellschaftlichen Bildes der Arbeit in der Pflege erreichen.

Zentrale
Projektergebnisse

  • Schüler*innen, die die Löhne in der Pflege höher einschätzen, wählen eher einen Pflegeberuf (positiver Ausschlag der entsprechenden Balken in der Abbildung). Höhere Erwartungen an die Löhne in der Pflege können also mehr Schüler*innen dazu bewegen, Pflegekraft zu werden.
  • Die Vorstellungen der Schüler*innen vom Lohn einer Pflegekraft stimmen nur selten mit der Realität überein. 2/3 der Schüler*innen unterschätzen den Lohn in der Pflege verglichen mit anderen Berufen. Nur weniger als 1/3 ordnet den Lohn richtig ein. Überschätzungen des Lohns erfolgen in weniger als einem von zehn Fällen.
  • Eine Unterschätzung des Lohns in der Pflege führt dazu, dass betreffende Schüler*innen, den Pflegeberuf signifikant seltener ergreifen. Informationen zum Lohn in der Pflege sind daher zentral, um junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen ­– natürlich sollten aber auch die anderen Eignungs- und Zugangskriterien zum Beruf nach wie vor erfüllt sein.
  • Unseren Recherchen zufolge gibt es zwar Informationen zum Lohn von Pflegekräften frei zugänglich im Internet. Sie sind jedoch meist nicht umfassend, sondern auf wenige Aspekte fokussiert und müssen von vielen verschiedenen Orten zusammengetragen werden. Eine umfassende Darstellung fehlt.
  • Gleichzeitig fehlt es den verfügbaren Lohninformationen oft an Details, beispielsweise wie sich der Lohn von Pflegekräften zwischen verschiedenen Tarifverträgen, Einsatzbereichen oder Zusatzqualifikationen unterscheidet.
  • Stattdessen überwiegt in der medialen Darstellung das Image schlecht bezahlter Pflegekräfte – dabei verdienen z.B. Krankenpfleger*innen im Schnitt mehr als der Durchschnitt aller Fachkräfte in Deutschland.

 

Abbildung: Effekt auf die Wahrscheinlichkeit
eine Ausbildung zur Pflegekraft aufzunehmen
(in Prozentpunkten)

Information zur Abbildung

Erläuterung: */**/*** signifikant auf dem 10/5/1 %-Niveau.

Lesebeispiel: Steigt der von Schüler*innen erwartete Lohnrang einer Pflegekraft relativ zu den Vergleichsberufen (Friseur*in, Mechaniker*in, Bankangestellte*r, Lehrer*in, Arzt) um eine Standardabweichung, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese*r Schüler*in eine Ausbildung zu einem Pflegeberuf ergreift, um einen Prozentpunkt.

Quelle: Nationales Bildungspanel (NEPS), Schätzungen des IAW.

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
& -BEISPIELE

  • Löhne in der Pflege erhöhen und Lohnsteigerungen kommunizieren – Erhöhen Sie die Löhne und sprechen Sie darüber. Das trägt dazu bei, dass mehr geeignete Jugendliche den Pflegeberuf ergreifen und Informationsdefizite und Vorurteile bzgl. der Bezahlung in der Pflege abgebaut werden

– Tarifpartner; Politik; Berufsverbände –

  • Unterschiede in den Löhnen in der Pflege detaillierter aufzeigen und über Karrierewege informieren – Die Löhne in der Pflege unterscheiden sich stark nach Arbeitgeber, Zusatzqualifikationen, Karrierewegen usw. Der Blick auf den Durchschnittslohn aller Pflegekräfte ohne diese Unterscheidungen ist daher stark eingeschränkt und kann dazu beitragen, dass Schüler*innen sich gegen den Beruf entscheiden. Es sollten stattdessen differenziertere Lohninformationen bereitgestellt werden. Einen Anhaltspunkt kann unsere Linksammlung unten geben.
    • Erstellen Sie eine differenzierte Übersicht über die Löhne und die Lohnentwicklung in der Pflege, idealerweise im Rahmen einer übersichtlichen Internetseite.
    • Informieren Sie in diesem Zusammenhang auch über die vielen unterschiedlichen Karrierewege in der Pflege.

Berufsverbände; Bundesagentur für Arbeit / Jobcenter –

  • Informationen zum Lohn von Pflegekräften zu den Schüler*innen bringen – Wo es noch nicht der Fall ist, sollten (differenziertere) Informationen über Löhne und Lohnentwicklungen in der Pflege sowie in anderen Berufen in Formate zur Berufsinformation integriert und an die Schüler*innen kommuniziert werden. Offensichtlich sind Schüler*innen nicht hinreichend über die Löhne in der Pflege informiert.
    • Integrieren Sie möglichst differenzierte Lohninformationen in Berufsinformationsveranstaltungen, Berufsinformationsbroschüren etc. Besonders wichtige Unterscheidungsmerkmale des Lohns stellen Tarifverträge, Einsatzbereiche oder Zusatzqualifikationen dar. Vergleichen Sie dabei möglichst auch die Löhne von Pflegekräften mit denen anderer Berufe.
    • Bringen Sie diese Informationen zu den Schüler*innen an den allgemeinbildenden Schulen. Warten Sie nicht darauf, dass diese den Weg in die Pflege von selbst finden.
    • Gehen Sie dabei auch ungewöhnliche Wege. Prüfen Sie beispielsweise die Verwendung sozialer Medien.

Berufsverbände; Bundesagentur für Arbeit / Jobcenter; allgemeinbildende Schulen; Einrichtungen –

  • Gesellschaftlichen Vorurteilen zur Arbeit in der Pflege entgegentreten und dazu auch über die Löhne informieren – Arbeit in der Pflege wird häufig – zum Teil auch zu Unrecht – mit negativen Eigenschaften assoziiert. So werden etwa Löhne in der Pflege häufig pauschal als zu niedrig diskutiert. Dass die Löhne in der Krankenpflege allerdings zumindest im Durchschnitt über denen in anderen Fachberufen liegen und die Löhne in der Pflege sehr weit über wie unter dem Durchschnitt ausfallen können, wird meist nicht diskutiert. Die Kommunikation eines realistischen Bildes vom Lohn in der Pflege könnte hier helfen.
    • Setzen Sie dem negativen Bild der Entlohnung in der Pflege ein realistisches gegenüber. Die Bezahlung ist häufig besser als gesellschaftlich diskutiert.
    • Nutzen Sie zielgruppenadäquate Informationswege (z.B. Influencer*innen, soziale Medien oder kurze Videos statt langer Texte).

Berufsverbände; Politik; Einrichtungen –

  • Über (mögliche) weitere Vergütungsbestandteile informieren – Die Vergütung der Pflegekräfte kann, je nach Betrieb, weitere Bestandteile als lediglich den Lohn umfassen. Diese weiteren Vergütungsbestandteile können bei der Werbung (junger) Fachkräfte und Auszubildender helfen.
    • Werben Sie mit Vergütungsbestandteilen, die über den Lohn hinausgehen, etwa betrieblicher Altersvorsorge.

Berufsverbände; Bundesagentur für Arbeit / Jobcenter; allgemeinbildende Schulen; Einrichtungen –

Projektbezogene
Publikationen

Kugler, P. (2020):
The role of wage beliefs in the decision to become a nurse.
Health Economics, First published: 15 October 2020.

Weiterführende
Informationen

Lohninformationen zur Pflege im Internet
Öffentlichkeitsarbeit des BMFSFJ zur Pflegeausbildung
  • BMFSFJ„Ehrenpflegas“: Fünfteilige Miniserie als Bestandteil der Öffentlichkeitskampagne „Mach Karriere als Mensch!“, die Jugendliche auf den Pflegeberuf und die 2020 gestartete vollvergütete Pflegeausbildung aufmerksam machen soll.

Tarifverträge (beispielhafte Auswahl)

Hinweis: Tarifverträge sind oft im Internet nicht frei zugänglich, die Auswahl ist daher stark begrenzt und soll lediglich einer groben Orientierung dienen. Mit der Auswahl geht keine Wertung der entsprechenden Einrichtungen einher.

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