Zurück zur Übersicht

Haltungen und Werte

Die persönlichen Werte und daraus abgeleitete Haltungen zu verschie­denen Themen prägen maßgeblich die Wahrnehmung unserer Umwelt, das eigene Denken, wie wir Situationen bewerten, das eigene Verhalten, wie wir mit Mitmenschen umgehen oder wie wir Entscheidungen treffen. Bei Führungskräften haben ihre individuellen Werte und Haltungen einen großen Einfluss auf ihr Führungsverhalten und ihren Führungs­stil.

Auch Einrichtungen oder Träger vertreten gewisse Werte. In Abhängigkeit davon, wie sich diese in den Haltungen und im Verhalten aller Organisationsmitglieder ausdrücken, gestaltet sich die Organisationskultur.

Auf den folgenden Seiten werden Impulse gegeben, wie Führungskräfte in der Pflege die Entwicklung der Organisation, des Leistungsgeschehens und damit auch die Organisationskultur ihrer Einrichtung mitgestalten können. Anhand unterschiedlicher Methoden, Praxisbeispiele und wissenschaftlicher Erkenntnisse werden Möglichkeiten für eine förderliche Kultur der Zusammenarbeit aufgezeigt. Das Ziel ist, eine Organisationskultur zu schaffen, mit der sich möglichst alle Mitarbei­tenden identifizieren können und die folglich in der Einrichtung gerne und auf gesunde Art und Weise arbeiten.

Auch die Pflege ist vom immer schneller werdenden gesellschaftlichen Wandel betroffen. In Fachkreisen bezeichnet man dies als VUCA-Welt. VUCA steht dabei für:

  • Volatilität oder Unbeständigkeit (volatility),
  • Unsicherheit (uncertainty),
  • Komplexität (complexity),
  • Mehrdeutigkeit (ambiguity). [1]

Das bedeutet, dass sich Rahmenbedingungen und Ziel­vorstellungen ständig verändern, komplexer und weniger eindeutig werden. Um diesen Herausforderungen als Führungskraft begegnen zu können bedarf es als Antwort das VUCA-Pendant:

  • Vision (vision),
  • Verstehen (understanding),
  • Klarheit (clarity),
  • Agilität (agility). [1]

Als Voraussetzung für einen gelingenden und aktiven Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität sind entsprechende persönliche Werte und daraus abgeleitete Haltungen und Verhaltensweisen notwendig.

Werte

Die eigenen Werte, also tief verankerte Überzeugungen, prägen maßgeblich die täglichen Entscheidungen und das Verhalten. Werte wirken dabei häufig unbewusst. Um als Führungskraft in einem anspruchsvollen und beschleunigten Berufsfeld wie der Pflege einen Führungsstil zu leben, der die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden unterstützt, ist es sinnvoll, folgende Fragen geklärt zu haben:

  • Welche Werte vertrete ich als Führungskraft?
  • Welche Werte vertritt die Einrichtung oder der Träger?
  • Werden diese Werte kommuniziert und gelebt?
  • Stimmen meine eigenen Werte mit denen der Einrichtung oder des Trägers überein?
  • Wie gehe ich mit Wertekonflikten um?
  • Welche Werte will ich künftig stärker betonen, sowohl in der Kommunikation als auch in der Alltagspraxis?

Um diesen Fragen näherzukommen, finden Sie auf der Seite Werteentwicklung Arbeitsmaterialien, um

  1. diese verschiedenen Bedürfnisbereichen zuzuordnen,
  2. zu erarbeiten, welche Werte künftig gestärkt werden sollen.

Haltungen

Die eigenen gelebten Haltungen, also Werteorientierungen, entscheiden über den Führungsstil und die Art, wie die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden gedeutet und organisiert wird. Solche Haltungen zeigen sich beispielsweise darin, ob eine „Kultur der offenen Tür“ gelebt wird oder ob man als Führungskraft nur über Umwege ansprechbar ist. Haltungen, die sich befragte Pflegefachkräfte im Forschungsprojekt ZAFH care4care von ihren Führungskräften wünschen, sind beispielsweise:

  • Achtsamkeit: „Ich bin mir über meine eigenen Werte, Haltungen und Grenzen im Klaren. Ich nehme dich, das Team, deinen Arbeitsalltag und deine Bedürfnisse wahr.“
  • Augenhöhe: „Wir können alle voneinander lernen.“
  • Empathie: „Ich versuche, deine Perspektive einzunehmen und nachzuvollziehen.“
  • Flexibilität: „Ich bin bereit, permanent neues Wissen zu integrieren und neue Wege auszuprobieren.“
  • Gelassenheit: „Ich behalte auch in turbulenten Zeiten einen kühlen Kopf und den Überblick.“
  • Offenheit: „Ich bin bereit, deine Ideen und Kritik anzuhören, zu durchdenken, auszuprobieren und umzusetzen.“
  • Respekt: „Ich achte deine individuelle Persönlichkeit und persönliche Lebenssituation.“
  • Vertrauen: „Ich bin von deinen Kompetenzen überzeugt und traue dir innerhalb deines Arbeitsbereichs eigenständige Entscheidungen zu.“
  • Vielfalt: „Ich schätze die vielfältigen Lebenserfahrungen und Perspektiven der Mitarbeitenden und sehe diese als wertvolle Ressource.“
  • Wertschätzung: „Ich würdige deinen persönlichen Arbeitseinsatz sowie deine Kompetenzen und drücke das auch aus.“

Diese Haltungen sind hilfreicher im Hinblick auf eine sich verändernde VUCA-Arbeitswelt als andere. Hier finden Sie Arbeitsmaterialen, um Ihre eigenen Haltungen als Führungskraft reflektieren und einordnen zu können.

Handlungs-
empfehlungen

Werte und Haltungen, welche den Bedürfnissen von zu Pflegenden und Mitarbeiter*innen entsprechen, haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Personalbindung. Kommunizieren und leben Sie aktiv die angestrebten Werte und Haltungen. Achten Sie darauf, dass sich Ihre Werte und Haltungen in Ihrem Führungs­handeln widerspiegeln.

Weiterführende
Informationen

  • Badura, B. (2018):
    Über sinnstiftende Arbeit. Editorial.
    In: Bernhard Badura, Antje Ducki, Helmut Schröder, Joachim Klose und Markus Meyer (Hg.): Fehlzeiten-Report 2018.
    Berlin, Heidelberg: Springer, S. 1–7.
  • Biermann, K. (2018):
    „Keine Zeit für Menschlichkeit“.
    In: ZEIT ONLINE, 27.02.2018.
    Online verfügbar unter https://www.zeit.de/arbeit/2018-02/pflege-krankenhaus-arbeit-stress-mangel,
    zuletzt geprüft am 02.02.2022.
  • Kok, J.; van den Heuvel, S. C. (2019):
    Leading in a VUCA World. Integrating Leadership, Discernment and Spirituality.
    Cham: Springer Open.
  • Yarbrough, S.; Martin, P.; Alfred, D.; McNeill, C. (2017):
    Professional values, job satisfaction, career development, and intent to stay.
    In: Nursing ethics 24 (6), S. 675–685.
    DOI: 10.1177/0969733015623098.

Literaturangaben